Pipilotti Rists «Pixelwald» hat im Kunsthaus ein ständiges Zuhause gefunden. Ein Erlebnis für Kulturnewbies, Kunstliebende – und Matrixfans.
Zu Anfang Jahr schleife ich meinen Kollegen Aleks ins Kunsthaus, eigentlich mag er Hip-Hop und keine Ölfarbengemälde. Aber jeden Mittwoch ist der Eintritt ins Kunsthaus Zürich für alle gratis und neben Monet, Chagall und der kontrovers-schwierigen Emil-Bührle-Sammlung hält der Neubau des Kunsthauses auch einen Sprung in eine andere Welt bereit: den «Pixelwald» von Pipilotti Rist. Vielleicht kommt Aleks nur mir zuliebe mit, vielleicht weil es nichts kostet, oder ein bisschen wegen beidem. Mir ist’s egal, ich besuche den «Pixelwald» zum dritten Mal, und er wird mir nie langweilig. Die Installation ist ein schwarzer Raum, bevölkert von unzähligen, schneeballgrossen Lichtkugeln, die in unterschiedlichsten Farben im Takt zu einer sphärischen Musik leuchten. Die Lichtkunstinstallation gleicht einem Farbenmeer – wenn Postklimakatastrophe-Wälder so aussehen, dann geben sie uns keine Luft zum Atmen, aber einen Anblick zum Träumen. Aleks bleibt beim Betreten des Raums der Mund offen stehen. Wir stellen uns an eine Wand und bleiben 15 Minuten, ohne ein Wort zu sagen. Ich lausche der Musik, die neben den Lichtern die Installation dominiert. Einmal, als alle Lichter blau und weiss aufglühen, erinnern sie mich an einen Gletscher, ich bin ganz berührt – da dreht sich Aleks zu mir und sagt ziemlich laut: «Schon cool. Erinnert mich an Matrix Resurrection, der läuft gerade im Kino. Da ist der Eintritt am Montag immer billiger, falls du das nicht wusstest.»
Ich muss lachen, und verspreche ihm, mir den nächsten Montag freizuhalten
Uebrigens gehört die Lichtinstallation «Pixelwald» (2021) zur Sammlung Merzbacher, die – neben anderen Sammlungen – seit Herbst 2020 im neu eröffneten Chipperfield-Bau des Kunsthaus Zürich präsentiert wird.
Der «Pixelwald» besteht aus rund 3000 LED-Leuchtkörpern, die in einem eigenen Ausstellungsraum an Kabel-Lianen von der Decke hängen und einen Hauch Magie verbreiten. Jeder LED-Leuchtkörper steckt in einem Kokon aus thermoplastischem Kunststoff und wird mittels Videosignal individuell angesteuert. So erwacht der Wald förmlich zum Leben, verändert sich stetig.
Ein weiteres Werk von Pipilotti Rist befindet sich zwischen den beiden Kunsthaus-Gebäuden am Zürcher Heimplatz und verbindet sie: «Tastende Lichter» besteht aus einem gelben Mast, der in den Abendstunden der dunkleren Jahreszeit farbige runde Lichtflächen auf die umliegenden Fassaden- und Bodenflächen projiziert.
Arbeiten bei Zentralton:
Sound Design, Remix und Remastering